Suchtfördernde Elemente in sozialen Medien

Genauso wie digitale Spiele und Streaming, bringen soziale Medien viele positive Eigenschaften und Vorteile mit sich, die dazu anregen, das Medium häufiger zu nutzen oder gar zu einem festen Bestandteil des Alltags zu machen. Welche Vorteile und Eigenschaften können das sein? Welche Risiken gibt es? Darüber möchten wir auf dieser Seite informieren.

“Unendlichkeit”

Du kennst das bestimmt: Man erreicht nie das Ende des Feeds, ständig werden einem neue Fotos, Reels, oder Videos gezeigt. So kann das Gefühl entstehen, dass es eine unendliche Zahl von Inhalten zu konsumieren gibt. Dieser sogenannte "Infinite Scroll" ohne natürlichen Stop kann schnell dazu führen, dass man Stunden auf sozialen Medien verbringt, obwohl man doch eigentlich nur kurz seine Nachrichten checken wollte. Hinzu kommt, dass es hin und wieder besonders witzige oder spannende Beiträge gibt, die das Belohnungszentrum des Gehirns aktivieren. Auf der Suche nach der nächsten "Belohnung" scrollen wir also immer weiter oder aktualisieren ständig den Newsfeed - schließlich könnte es jeden Moment tolle Neuigkeiten geben. Dieses Prinzip nennt sich intermittierende Verstärkung und findet sich auch im klassischen Glücksspiel wieder - zum Beispiel bei Spielautomaten, die gelegentlich einen Gewinn abwerfen, man aber nicht weiß, wann man gewinnen wird. Das verleitet dazu, immer weiter zu spielen, oder im Fall der sozialen Medien, immer weiter zu scrollen.

Streaks

Das sind Symbole und Ziffern mit denen Snapchat Nutzer:innen belohnt, die über die App im täglichen Kontakt stehen. Mit jedem Tag, an dem die Snapchat-Nutzer:innen sich gegenseitig Bilder schicken, wird die Ziffer neben dem Profilbild des jeweiligen Kontakts erhöht und das Symbol verändert sich. Hat man mehr als einen halben Tag keinen Kontakt, droht der Streak abzulaufen. Eine Sanduhr erscheint, die anzeigt, wie viel Zeit noch bleibt, um den Streak zu retten. Geht der Streak verloren, müssen die Nutzer:innen wieder bei Null beginnen. So werden Nutzer:innen aufgefordert, sich ständig Bilder zu schicken und online aktiv zu sein.

Blauer Haken

Du kennst bestimmt das blaue Häkchen, das manche auf Instagram-Profilen neben dem Accountnamen zu sehen ist. Dieser Haken findet sich meist in den Profilen von berühmten Personen und dient als Echtheitssiegel, um die echten Profile von Fakeaccounts zu unterscheiden. Mittlerweile gilt der blaue Haken aber auch als Statussymbol, weswegen viele Menschen diesen unbedingt haben wollen. Manche bezahlen sogar hohe Summen an Geld dafür. Dies solltest Du aber niemals tun, da der Haken nur über die App beantraget werden kann. Um den Haken zu bekommen, müssen jedoch verschiedene Bedingungen erfüllt sein, z.B. viele Follower und eine hohe Anzahl an Fakeaccounts, die relevant für die Verifizierung des echten Profils ist.

Daten

Würdest du deinen ganz privaten Steckbrief oder deine Strandfotos in der Pausenhalle oder der Kantine deines Ausbildungsbetriebs aushängen wollen? Eher nicht. Mit den sozialen Medien verhält sich das ähnlich. Es ist wichtig auf seine Daten aufzupassen und sich gut zu überlegen, was man im Internet preisgeben möchte und was nicht. Das Internet vergisst nie! Auch wenn du gepostete Inhalte wieder löschst, können andere diese zuvor gespeichert und weitergeleitet haben.

Likes

Über Likes und nette Kommentare freut sich jeder. Zudem zeigen sie dir, was deinen Freund:innen und Deinem Umfeld gefällt. Wenn Du viel in den sozialen Medien aktiv bist, kann es dir jedoch passieren, dass Du beginnst, dein Leben verstärkt aus der Perspektive anderer zu betrachten. Gefährlich wird es, wenn Du deinen Selbstwert nur noch von der Anzahl deiner Likes oder Kommentare abhängig machst, und Du dich zunehmend damit beschäftigst, deine Beiträge im Netz vorzubereiten. Es ist wichtig, dass Du auch in der realen Welt genügend Ausgleich hast, durch den Du Bestätigung erfahren kannst.

Werbung

Du kennst es sicher Influencer:innen halten begeistert Gegenstände in die Kamera und verkünden, es handle sich dabei um das Produkt des Jahres, das Du dir unbedingt kaufen musst. Ob die Influencer:innen das Produkt wirklich so gut finden? Gute Frage! Denn für ihre Aussagen bekommen sie von Unternehmen häufig viel Geld gezahlt. Es ist wichtig, dass Du dir deine eigene Meinung bildest und dir gut überlegst, ob Du dein Taschengeld oder Monatsgehalt für diese Produkte ausgeben möchtest.

In-App-Shopping

Viele soziale Medien wie Instagram bieten In-App Shopping Funktionen an. Hier werden dann die dargestellten Produkte direkt verlinkt und können über wenige Klicks gekauft werden. Die App muss dazu nicht verlassen werden.

Filter und Posing

In den Instagram- und TikTok-Feeds zahlreicher junger Menschen reihen sich unzählige Fotos von makellos aussehenden Influencer:innen. Reine Haut ohne Augenringe, schmale Nasen, volle Lippen, eine perfekte Körperhaltung und glänzenden Haare – aber ist das alles echt? Tatsächlich verbringen Influencer:innen oft viel Zeit mit dem Posen vor der Kamera, bis endlich ein Bild für den nächsten Social-Media-Post entstanden ist. Und doch reicht auch das oft nicht: zahlreiche Filter helfen dabei, Hautunreinheiten zu kaschieren, das Gesicht schmaler und die Augen größer zu machen. Hinzukommen noch Apps wie Facetune durch die Mal eben kinderleicht eine schmale Taille gezaubert werden kann. Diese Filter und Apps funktionieren quasi wie Schönheits-OPs. Kein Wunder also, dass fast alle Influencer:innen gleich aussehen und dazu beitragen, ein unrealistisches Schönheitsideal zu verbreiten. Ein weiterer Trend sind Augmented Reality (AR) Filter, mit denen Du Bilder in Echtzeit verändern und Dir z.B. eine knallblaue Lockenpracht oder einen glitzernden Heiligenschein zaubern kannst. Viele Influencer:innen und Firmen entwickeln eigene AR Filter, um Follower zu gewinnen und sich zu vermarkten. Es ist also wichtig, dass Du dir darüber bewusst bist, dass viele Bilder auf Social Media nicht echt sind und die vermeintlich perfekten Personen im realen Leben ganz anders aussehen. Mittlerweise gibt es aber auch Gegenbewegungen, die sich für mehr Natürlichkeit auf Instagram und Co einsetzen.

Und was denken Jugendliche und Erwachsene selbst über ihr Nutzungsverhalten und die Risiken von Social Media? Darüber wird in diesem Video berichtet.